WIVA P&G Jahresveranstaltung 2025 zum Nachlesen

by | Oct 22, 2025 | News, events

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Tirol im Zeichen des grünen Wasserstoffs: WIVA P&G präsentiert Innovationen Made in Austria

Unter dem Motto „Wege in die Zukunft: Wasserstoffinnovationen Made in Austria“ lud WIVA P&G – die Wasserstoffinitiative Vorzeigeregion Austria Power & Gas zur diesjährigen Jahresveranstaltung nach Tirol ein. Rund 100 Mitglieder und Projektpartner – führende Expert:innen aus Forschung, Industrie und Politik – diskutierten aktuelle Entwicklungen und Zukunftsperspektiven der österreichischen Wasserstoffwirtschaft.

Politische Unterstützung für Wasserstoff als Zukunftstechnologie

Am 20. Oktober eröffneten Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer und Tirols Wirtschafts-, Tourismus- und Digitalisierungslandesrat Mario Gerber die Veranstaltung.
Beide betonten die strategische Bedeutung von grünem Wasserstoff und erneuerbaren Gasen als zentrale Bausteine für eine klimafitte, resiliente und wettbewerbsfähige Industrie- und Wirtschaftsstruktur in Österreich.

Wolfgang Hattmannsdorfer, Bundesminister für Wirtschaft, Energie und Tourismus: „Wasserstoff ist industriepolitischer Schlüssel für unsere Zukunft und für die Versorgungssicherheit unseres Landes. Die Bundesregierung bekennt sich daher zum nachhaltigen Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur und unterstützt auch dahingehende Initiativen. Unser Ziel ist klar: Österreich soll Wasserstoff-Hub Europas werden. Das stärkt unsere Industrie, unseren Forschungsstandort und unsere Rolle in Europa nachhaltig“.

Mario Gerber, Landesrat für Wirtschaft, Tourismus und Digitalisierung: „Grüner Wasserstoff und erneuerbare Gase sind nicht nur zentrale Bausteine für die Energiezukunft, sondern auch für eine klimafitte und wettbewerbsfähige Zukunft unseres Wirtschafts- und Industriestandorts. WIVA P&G zeigt eindrucksvoll, wie Forschung, Innovation und Unternehmergeist aus Österreich internationale Strahlkraft entfalten können. Besonders freut mich, dass mit Projekten wie HyWest auch Tirol eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung einer regionalen, grünen Wasserstoffwirtschaft einnimmt. Damit schaffen wir Zukunftsperspektiven für unsere Betriebe, sichern Arbeitsplätze und leisten gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz“.

WIVA P&G als Wegbereiter für die Wasserstoffzukunft

Horst Steinmüller, WIVA P&G Obmann: „Seit nahezu einem Jahrzehnt arbeitet der Verein WIVA P&G am Aufbau eines Wirtschaftssystems durch verstärkten Einsatz von Wasserstoff und klimaneutralen Gasen. Pilot- und Demonstrationsprojekte sowie seit heuer der Aufbau eines Hydrogen Valleys zeugen von diesen Bemühungen. In Zukunft muss aber die Zusammenarbeit über die gesamte Wertschöpfungskette deutlich verstärkt werden, um die notwendigen Umsetzungsschritte zu ermöglichen. Neben dem Zurückdrängen von Einzelinteressen muss es zu einem Schulterschluss über alle Stakeholdergruppen kommen. Nur dann werden die Ziele, die vor zehn Jahren anlässlich des Schlussprotokolls der Klimakonferenz in Paris von 197 Staaten unterzeichnet wurden, erreicht werden können. Österreich kann, bei entsprechenden Anstrengungen aller, zu einem Vorzeigeland ohne negative Auswirkungen auf Wirtschaft und Wohlstand werden.“

Johannes Jungbauer, WIVA P&G Vorstandsmitglied und Leiter der Abteilung Erneuerbarer Wasserstoff bei Wien Energie: „Grüner Wasserstoff ist ein echter Gamechanger für die Energie- und Mobilitätswende. Er ist vielseitig einsetzbar und wird vollständig klimaneutral erzeugt. Damit sein Markthochlauf gelingt, müssen wir österreichischen Wasserstoffinnovationen größtmögliche Sichtbarkeit verschaffen. Die WIVA P&G spielt dabei eine zentrale Rolle – und hat bereits zahlreiche Ideen in wegweisende Projekte für die heimische Wasserstoffwirtschaft verwandelt.“

Siegfried Kiss, WIVA P&G Vorstandsmitglied und Leiter Business Development der RAG Austria AG: „Wir als RAG Austria sind Initiatoren und Gründungsmitglied der WIVA P&G und setzen seit mehr als 10 Jahren erfolgreich Wasserstoffprojekte um. Besondere Aufmerksamkeit hat unser „Underground Sun Storage“-Projekt heuer auch bei der EXPO in Osaka erzielt. Ich bin stolz, dass RAG dieses Projekt – Made in Austria – einem weltweiten Publikum vorstellen konnte. Schließlich ist „Underground Sun Storage“ auch das weltweit erste Projekt in dem 100% H2 in einer ehemaligen Erdgaslagerstätte erfolgreich gespeichert wird“

Dominik Matheisl, WIVA P&G Vorstandsmitglied und Wasserstoffbeauftragter der Linz AG: „Wasserstoff und erneuerbare Gase sind der entscheidende Systembaustein, um Versorgungssicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit von Regionen mit den Klimazielen österreichweit zu verbinden – exemplarisch in Industrie- und Fernwärmeregionen wie Linz und dem Zentralraum Oberösterreich. WIVA P&G hat sich dabei von der nationalen Leitinitiative zum international sichtbaren Leuchtturm entwickelt und zeigt mit HI2-Valley, wie Forschung, Industrie und regional verankerte Energieversorger Innovationen in integrierte Wertschöpfungsketten übersetzen: Erzeugung, Netze, Speicher und Anwendungen, systemisch gekoppelt, sodass der größte Nutzen entsteht. Das zahlt direkt auf die österreichische Wasserstoffstrategie ein und schafft konkrete Andockmöglichkeiten für Unternehmen und Regionen“.

Alexander Trattner, WIVA P&G Vorstandsmitglieder, CEO und Director Research am HyCentA: „Aktivitäten wie die WIVA und das entstehende Hydrogen Valley sind entscheidende Bausteine, um Wasserstoff aus der Forschung und Innovationsebene in reale Anwendungen zu bringen – von der regionalen Demonstration bis hin zur wirtschaftlichen Umsetzung. Durch die enge Zusammenarbeit in starken Partnerschaften sichern wir technologische Reife, Praxistauglichkeit und Vertrauen in die neue Energietechnologie. Gleichzeitig zeigt sich deutlich, dass die regulatorischen und marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen noch nicht in dem Maß mitgewachsen sind, wie es die Technologie erlauben würde. Unter geeigneten Bedingungen ließe sich Wasserstoff längst ökonomisch und effizient integrieren. Daher ist es zentral, dass Initiativen wie WIVA nicht nur Innovation fördern, sondern auch den Dialog zwischen Politik, Wirtschaft und Forschung stärken – um gemeinsam die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wasserstoffwirtschaft zu schaffen.“

Elvira Lutter, Geschäftsführerin WIVA P&G: „Österreich hat sich in den letzten Jahren als Wasserstoffinnovationsland etabliert. In der Vorzeigeregion wurden die zentralen Bausteine entwickelt. Mit den Hydrogen Valleys geht es jetzt in die nächste Phase – Skalierung, Kooperation und internationale Sichtbarkeit stehen auf der Agenda von WIVA P&G“.

LR Mario Gerber, Dominik Matheisl (LINZ AG), Johannes Jungbauer (Wien Energie), Sigfried Kiss (RAG Austria AG), Elvira Lutter (GF WIVA P&G), Horst Steinmüller (Obmann WIVA P&G), BM Wolfgang Hattmannsdorfer, Alexander Trattner (GF HyCentA)

Tirol als Modellregion für die grüne Wasserstoffwirtschaft

Das Hydrogen Valley HyWest präsentierte Projektergebnisse, moderiert von Nikolaus Fleischhacker, Geschäftsführer von FEN Research. Beiträge von MPREIS, TIWAG-Next Energy Solutions GmbH, dem Energieinstitut an der Johannes-Kepler-Universität Linz und HyCentA beleuchteten den Aufbau einer regionalen Wasserstoffwirtschaft im Alpenraum.

Highlights waren: Österreichs erster Wasserstoff-LKW, H₂-Bus-Testeinsätze, der Aufbau einer H₂-Logistik für Zentraleuropa sowie innovative Power-to-X-Konzepte – wie jenes in Jenbach – die heimische Wertschöpfung stärken. Außerdem wurden nachhaltige Ansätze zur Abwärmenutzung und Qualitätssicherung vorgestellt.

 

Innovationsprojekte „Made in Austria“ – Power-to-X, grüne Luftfahrt und klimaneutrale Prozesse

Peter Eisenköck, Vice President Green Hydrogen, Global Sales and Service bei ANDRITZ, präsentierte die Ambitionen des Unternehmens, sich als führender Anbieter von Power-to-X-Lösungen zu positionieren. Mit österreichischem Know-how entstehen derzeit in Salzgitter eine der größten grünen Wasserstoffanlagen Europas und in Erfurt eine hochmoderne Elektrolyseur-Gigafactory.

Vincent Lawlor von AVL List stellte das Projekt HiPoLiq vor, mit dem AVL die Dekarbonisierung der Luftfahrt vorantreibt. In einer Pilotanlage bei Wien Energie wird aus erneuerbarem Strom und CO₂ nachhaltiger Flugkraftstoff hergestellt.

Irmela Kofler, Area Managerin für Dekarbonisierung und Sektorkopplung beim metallurgischen Kompetenzzentrum K1-MET, präsentierte die Leitprojekte ZEUS und C-CED, die Technologien zur Schließung des Kohlenstoffkreislaufs durch sektorenübergreifende Wasserstoff- und CO₂-Nutzung in der energieintensiven Industrie aufzeigen.

 

Hydrogen Valleys – Kooperationen und Ausblick in die Zukunft

Bradley P. Ladewig, Professor an der Universität Luxemburg, zeigte den Weg von der Machbarkeitsstudie bis zur Umsetzung des Luxembourg Hydrogen Valley vor, das fossilen Wasserstoff vollständig durch erneuerbaren ersetzt.

Jasmin Schiefer, Gruppenleiterin für Erneuerbaren Wasserstoff bei Wien Energie, präsentierte Pläne für ein gemeinsames Hydrogen Valley mit der Slowakei und Ungarn, das auf den Erfahrungen aus H2Real aufbaut.

Margherita Matzer von WIVA P&G, Koordinatorin des HI2 – Hydrogen Industrial Inland Valley gab ein Update zum ersten österreichischen Hydrogen Valley, das sich über Kärnten, Oberösterreich und die Steiermark erstreckt und als Modellregion für grüne Industrie- und Mobilitätsanwendungen dient.

 

Strategische Partner und Zukunftsperspektiven

Arno Gattinger, Delegierter im Exekutivausschuss des IEA Wasserstoff Technologiekooperationsprogramm vom Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur: „Die WIVA P&G ist ein zentraler Partner im österreichischen Innovationsökosystem und zeigt eindrucksvoll, wie Forschung und Industrie gemeinsam Wasserstofftechnologien zur Marktreife bringen. Gemeinsam mit der Hydrogen Partnership Austria wollen wir dieses Ökosystem weiter vernetzen, Synergien heben und Österreichs Stärken im Wasserstoffbereich weiter ausbauen“.

 

Urban Peyker, Leiter der Abteilung Industrie, Unternehmen und Finanzierung beim Klima- und Energiefonds: „WIVA P&G hat in den letzten Jahren mit Unterstützung des Klima- und Energiefonds im Rahmen des Förderprogramms Vorzeigeregion Energie zahlreiche zukunftsweisende Wasserstoffprojekte mit internationaler Sichtbarkeit auf den Weg gebracht und sich als zentraler Ansprechpartner der österreichischen Wasserstoffindustrie etabliert. Ein gelungenes Beispiel dafür ist die Kooperation von TINEXT mit INNIO Jenbacher im Projekt HYWEST.
Mit der FTI-Initiative für die Transformation der Industrie wird der Klima- und Energiefonds auch in Zukunft Projekte österreichischer Unternehmen im Bereich Grüner Wasserstoff und erneuerbare Gase unterstützen und sie dabei stärken, ihre Position in internationalen Wertschöpfungsketten weiter auszubauen.

 

Gemeinsames Fazit: Wachstum mit klaren Bedingungen

Zum inhaltlichen Abschluss der diesjährigen WIVA P&G Jahresveranstaltung diskutierten Andreas Indinger (Leitung HyPA-Management), Stephan Laiminger (Chief Technologist INNIO Jenbacher), Horst Steinmüller und Alexander Trattner über die Perspektiven des Wasserstoffsektors. Das klare Fazit: Der Wasserstoffmarkt in Österreich wächst – jetzt kommt es auf langfristige Weichenstellungen an.

Die zentralen Erkenntnisse der Diskussion:

  • Technologisches Know-how vorhanden: Österreich verfügt über die notwendigen Kompetenzen, um eine führende Rolle im Wasserstoffmarkt einzunehmen.
  • Langfristige Perspektiven schaffen Sicherheit: Planungssicherheit und klare rechtliche Rahmenbedingungen sind entscheidend für Investitionen in den Wasserstoffsektor.
  • Infrastruktur ist der Schlüssel: Aufbau und Nutzung von Start-, Kernnetz- und Speicherinfrastruktur sind wesentlich für den Erfolg von H₂-Projekten.
  • Produzenten und Abnehmer zusammenbringen: Nur durch die enge Zusammenarbeit können rasch reale Projekte umgesetzt werden.
  • Durchhaltevermögen zahlt sich aus: Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Kommunen haben gestartet – auch bei Rückschlägen ist ein langfristiger Ansatz entscheidend.
  • Vertrauen und Schulterschluss: Ein gemeinsames Engagement aller Akteur:innen stärkt den Sektor und sichert die Weichenstellung für die Zukunft.

 

Die Diskussion machte deutlich: Mit klaren Rahmenbedingungen, Infrastrukturentwicklung und enger Zusammenarbeit zwischen Industrie, Forschung und Politik kann Österreich seine Vorreiterrolle im Bereich grüner Wasserstofftechnologien weiter ausbauen.

 

Besichtigung der P2X-Anlage in Jenbach

Zum Abschluss der Jahresveranstaltung stand am Dienstag, den 21. Oktober, die Besichtigung der in Bau befindlichen P2X-Anlage der INNIO Group und der TIWAG-Next Energy Solutions GmbH (TINEXT) in Jenbach auf dem Programm.

Im ersten Ausbauschritt wird die Anlage mit 2 MW die Versorgung des Werksgeländes von INNIO über eine Direktleitung sicherstellen. Der erzeugte grüne Wasserstoff dient der Entwicklung und Erprobung innovativer H₂-ready Gasmotoren und ersetzt dabei Erdgas.

 

Über WIVA P&G – Wasserstoffinitiative Vorzeigeregion Austria Power & Gas

WIVA P&G ist ein gemeinnütziger Verein mit 27 Mitgliedern aus Wirtschaft und Wissenschaft. Der Verein fördert gezielt Forschung und Entwicklung für den Aufbau einer integrierten Wasserstoffwirtschaft „Made in Austria“. Ziel ist es, Österreich als Vorzeigeregion entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu positionieren – von der Erzeugung über Transport und Speicherung von Wasserstoff und erneuerbaren Gasen bis hin zur Nutzung in Energie, Industrie und Mobilität.

Alle Vortragenden der WIVA P&G Jahresveranstaltung 2025 auf einen Blick

 

Die Projekte HyWest, C-CED und H2REAL wurden im Rahmen der Vorzeigeregion vom Klima- und Energiefonds aus Mitteln des BM IMI gefördert. Das HI2 Valley wird von der Clean Energy Transition Partnership gefördert.

 

WIVA P&G Team (v.l.n.r.): Melanie Nagy, Horst Steinmüller, Manuela Prieler, Gregor Offenthaler, Margherita Matzer, Elvira Lutter, Eva Rechberger und Judith Mairhofer